DE: NILPETER – Moderner Flexo kann auch Kleinauflagen
Fr die Installation der Nilpeter FA-4 Next hat die Marschall GmbH in Porta Westfalica seinen Einstieg in den Digitaldruck noch mal zurckgestellt
Etiketten fr technische Anwendungen bilden den Schwerpunkt bei der Marschall GmbH & Co. KG, seit das Unternehmen 1986 in die Produktion von Rollenhaftetiketten eingestiegen ist. Kleine bis mittlere Auflagen sind fr die Firma in diesem Segment an der Tagesordnung. Auch wenn ein Digitaldrucksystem fr dieses Segment prdestiniert schien, hat sich Marschall-Geschftsfhrer Friedel Sellmann bei der letzten Maschineninstallation im Dezember 2014 mit Bedacht fr eine Sechsfarben-Flexodruckmaschine vom Typ Nilpeter FA-4 Next entschieden.
Wenn ein Unternehmen wie Marschall, das im Etikettendruck aktiv ist, im vergangenen Jahr sein 90-jhriges Bestehen feiern konnte, deutet das darauf hin, dass die Wurzeln auf einem anderen Gebiet liegen. Es war das Auszeichnen mittels Handstempel, mit dem der Firmengrnder Alfred Marschall 1924 begann, das ihn zur Etikettiertechnik brachte. Der Start der eigenen Etikettenfertigung erfolgte dann 1981 mit kleineren Drucksystemen. Einige Jahre spter installierte die Firma Marschall in Porta Westfalica ihre erste Rotationsdruckmaschine.
Technische Etiketten als Produktionsschwerpunkt
Inzwischen beschftigt das Unternehmen 20 Mitarbeiter und produziert auf insgesamt fnf Produktionsmaschinen berwiegend Etiketten fr technische Anwendungsbereiche. Das reicht von Aufklebern aus PP fr die Applikation auf Autoreifen bis hin zu speziellen Folienetiketten fr Hochtemperatur- oder Sicherheitslsungen. Bei diesem Portfolio bewegen sich die Auflagen typischerweise zwischen 10 000 und 250 000 Etiketten; Auflagen in Millionenhhe sind die absolute Ausnahme. Als Materialien kommen in erster Linie Spezialitten zum Einsatz. Dabei berwiegen Papiere derzeit noch mengenmig. Bezogen auf den Wert liegen Folienverbunde jedoch mittlerweile vorne.
Diese Auftrge fertigt die Firma Marschall seit jeher im Flexodruck. Der groe Anteil an kleinen und mittleren Auflagen hatte das Unternehmen aber schon vor einigen Jahren veranlasst, in Gedanken mit dem Einstieg in den Digitaldruck zu spielen. “Wir haben die Entwicklung im Inkjet-Druck stndig beobachtet. Den erwarteten Durchbruch haben wir in der Zeit leider nicht erkennen knnen”, meint Friedel Sellmann. “Trotz groer Fortschritte gibt es aus unserer Sicht noch einige Fragezeichen. Als vergleichsweise kleine Firma wollten wir nicht die Rolle eines Pioniers bernehmen, was eventuell die Existenz unseres Unternehmens htte gefhrden knnen.” So stand am Ende die Entscheidung, den Einstieg in den Digitaldruck zurckzustellen.
Suche nach geeignetem Maschinenkonzept
Beim Vergleichen der technischen Daten und Leistungsmglichkeiten von Maschinentypen verschiedener Hersteller kam auch die Nilpeter GmbH aus Hannover ins Spiel. Die Tochterfirma des dnischen Maschinenherstellers, die im deutschsprachigen Markt u.a. die Firma Prati vertritt, hatte unlngst bereits ein Konfektioniersystem an Marschall geliefert. “Das technische Know-how ber drucktechnische Details und die praktischen Erfahrungen aus der Branche, die die Nilpeter GmbH in Person von Thorsten Saathoff als Beratung eingebracht hat, waren fr uns in der Entscheidungsphase sehr hilfreich”, erinnert sich Friedel Sellmann.
So sahen die ursprnglichen Planungen beispielsweise vor, analog zum bestehenden Maschinenpark eine weitere Flexodruckrotation mit einer Arbeitsbreite von 330 mm zu installieren. Dass Marschall am Ende eine Nilpeter FA-4 Next mit 420 mm Bahnbreite in Betrieb genommen hat, ist auf verschiedene Grnde zurckzufhren. Bei diesem jngsten Modell aus der FA-Baureihe ist der Preisunterschied zwischen der 13- und 16-Zoll-Ausfhrung verhltnismig gering. Da die Rstzeiten bei beiden Maschinenmodellen gleich sind, erffnet diese Investition den Vorteil, gelegentliche grere Auftrge schneller und wirtschaftlicher produzieren zu knnen.
Wirtschaftliche Alternative zum Digitaldruck
Die flexible Reaktion auf Kundenanforderungen wie kleinere Auflagen und krzere Lieferfristen war ein zentrales Kriterium fr die Auswahl der passenden Druckmaschine. Die FA-4 Next stellt dabei fr Friedel Sellmann eine echte Alternative zu digitalen Drucklsungen dar, wenn es um die Produktion von Kleinauflagen geht. Die verschiedenen Systeme zur Automatisierung wie die automatische Druckformpositionierung APPS (Automatic Plate Positioning System) oder das P2C-Registersystem beschleunigen das Rsten bei Jobwechseln. Auerdem erleichtern der einfache und schnelle Werkzeugwechsel mittels ‘Easy Load Tooling’ und das von Nilpeter entwickelte Kammerfarbsystem ,CleanInking’ dem Personal die Arbeit ebenso wie das geringe Gewicht der Druckzylinder oder das Abspeichern der Auftragsdaten in der Maschine. Die Erfahrungen bei Marschall zeigen, dass beim Rsten eines Wiederholauftrags rund 95% aller Einstellungen mit Hilfe der gespeicherten Daten automatisch erfolgen knnen, wenn der Erstauftrag przise eingerichtet wurde.
Eine Voraussetzung fr diese hohe Genauigkeit beim passgenauen Reproduzieren eines Auftrags, so Bernd Fiebig von der Nilpeter GmbH, ist auch die Bauweise des Druckwerkblocks. Durch ein innovatives Fertigungskonzept lsst sich das komplette Grundgestell in einem Arbeitsgang herstellen, was nach seinen Aussagen einerseits enge Fertigungs- und Drucktoleranzen ermglicht und gleichzeitig die Kosten der Maschinenproduktion senkt.
Jeder Meter weniger Makulatur ist bares Geld wert
Die innovative Druckwerkskonstruktion bietet zudem einen uerst kurzen Bahnweg innerhalb der Maschine. Dieser Aspekt spielt fr die Firma Marschall eine wichtige Rolle, da so der Makulaturanteil niedrig gehalten wird. “Fr spezielle Anwendungen setzen wir Haftverbunde ein, die teilweise 15 Euro pro Quadratmeter oder mehr kosten knnen”, erklrt Friedel Sellmann, “deshalb sind wir natrlich dankbar fr jeden Meter, der nicht im Abfall landet.” Auf den lteren Maschinen betrgt die Einrichtmakulatur fr einen Vierfarbdruck meist 600 bis 800 m Bahnlnge. Mit der neuen Nilpeter-Maschine wird dagegen bereits nach 80 Laufmetern verkaufbare Qualitt gedruckt.
Neben dem kurzen Bahnweg sieht das Bedienpersonal bei Marschall auch die Przision der Bahnfhrung als Vorteil. Auftrge, die eine zustzliche Laminierung beinhalten, mussten bisher besonders sorgfltig berwacht werden, weil Abweichungen ein hufiges Nachjustieren erforderten. Bei der FA-4 Next wird der Bahnzug an vier verschiedenen Stellen der Maschine gesteuert, so dass die Einstellungen whrend der gesamten Produktion konstant bleiben.
Schnellwechselstanze und iPad-Steuerung
Zum Ausstattungspaket der FA-4 Next gehrt auch eine Stanzeinheit mit QC-System (Quick Change). Das zusammen mit Kocher + Beck entwickelte Schnellwechselmodul fr das Inline-Stanzen sorgt auch in diesem Bereich fr eine deutliche Reduzierung der Rstzeiten.
Zustzlich zur UV-Hrtung, mit der alle Druckstationen versehen sind, verfgt das erste Druckwerk ber eine leistungsstarke Heilufttrocknung. Sie dient zur Produktion von Thermoetiketten, die mit speziellen wasserbasierenden Farben bedruckt werden, um so eine besonders hohe Abriebfestigkeit zu erzielen und ein Abschmieren der Farben bei der spteren Verarbeitung im Thermodrucker zu vermeiden.
Die Druckmaschine ist weiterhin mit einer Inspektionskamera zur Druckbildkontrolle ausgestattet. Damit erfolgt gleichzeitig eine berprfung auf Fehletiketten, was teure Stillstandszeiten whrend spterer Applikationsprozesse beim automatischen Spenden der Etiketten verhindert.
Eine Besonderheit der FA-4 Next ist die Mglichkeit zum funkgesteuerten Maschinenbetrieb mittels ACS (Air Control Satellite). Damit ist sie das erste Nilpeter-Modell, das sich ber iPad steuern lsst. Das Personal gewinnt dadurch an Freiraum und ist nicht mehr an Bedienterminals gebunden. Eingaben ber iPad werden von der Maschine verzgerungsfrei umgesetzt. Auf den ersten Blick wirkt die ACS-Steuerung vielleicht wie ein verkaufsfrderndes Gimmick. Das Personal an der Maschine empfindet sie allerdings als sehr bedienerfreundlich, auch aufgrund der intuitiv zu handhabenden Men-Steuerung. Die innovative iPad-Steuerung frdert zudem die Motivation, mit dieser Maschine zu arbeiten.
Schulung fr das gesamte Druckpersonal
Sowohl die Installation und Inbetriebnahme der Maschine als auch die Schulung der Mitarbeiter vor Ort erfolgte durch das Serviceteam der Nilpeter GmbH. Marschall lsst alle Mitarbeiter in der Produktion schrittweise auf der neuen Maschine schulen. Auf diese Weise wird das gesamte Personal auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. “Bei einem Unternehmen unserer Gre ist es eminent wichtig”, meint Friedel Sellmann, “im Bedarfsfall, z.B. bei Urlaub oder Krankheit, fr jede Maschine stets erfahrene Bediener zu haben.”
Die ersten Praxiserfahrungen mit der neuen FA-4 Next haben gezeigt, dass sich damit Mglichkeiten erffnen, die Produktion auch in den Bereich grerer Auflagen auszuweiten. Diese Chancen will Marschall in den kommenden Monaten nutzen.